fbpx
Für eine behutsame Sanierung des Festspielbezirks

Leserbrief von Bruno Maldoner zum Artikel von Simona Pinwinkler mit dem Titel „Das sind die Engstellen im Festspielbezirk“

In: „Salzburger Nachrichten – Aus Stadt und Land“, Ausgabe 2. Jänner 2024, S.10f.

 

„Es ist unmöglich, sich um Salzburg nicht zu sorgen.“ Dieser Satz leitet jene Schrift ein, deren Nachwirkungen die Geschicke Salzburgs bis heute bestimmen. Hans Sedlmayr, kenntnisreicher wie visionärer, aus München zugewanderter Kunsthistoriker, publizierte 1965 den Text „Die demolierte Schönheit“ als „Aufruf zur Rettung der Altstadt Salzburgs“.

Entscheidende Momente im Schicksal Salzburgs gab es in der Geschichte mehrfach durch das Auftreten neuer Kräfte von innen oder außen. Diese Beobachtung scheint sich aufs neue zu bestätigen.

In den „Salzburger Nachrichten – Aus Stadt und Land“, Ausgabe vom 2. Jänner 2024, berichtet Simona Pinwinkler unter dem Titel „Das sind die Engstellen im Festspielbezirk“ ausführlich über die ihr vor Augen geführten haustechnischen Defizite im Salzburger Festspielkomplex und schließt sich der Forderung des kaufmännischen Direktors der Festspiele an, wonach derartige Mängel nur durch neue (d.h. hineingepresste) Baumasse zu beheben wären. Die damit verbundene, massive Zerstörung des architektonischen und naturräumlichen Gesamtgefüges des Festspielkomplexes wie auch der Salzburger Altstadt inklusive des Neutortunnels durch strukturfremden und maßstabsprengenden Neubau wird geflissentlich übersehen.

 

Angesichts der gegenwärtigen Gefährdung denkt man unwillkürlich an die Stadtsalzburger Situation in den frühen 1960er Jahren und die Auswirkungen des Aufrufes von Professor Sedlmayr. In der Würdigung zu dessen 82. Geburtstag erinnerte der Soziologe und Historiker Christoph von Thienen („Die Zerstörung Salzburgs“ in: Steine Sprechen, Nr. 60/61, Wien, Juli 1979, S. 18f.) an die damaligen Ereignisse: „Zuallererst muß des Mannes gedacht werden, dem diese Zeilen gewidmet sind. Hans Sedlmayr war es, der den Salzburgern die Augen geöffnet hat, nachdem eine glückliche Fügung ihn bewogen hatte, 1964 seinen Münchner Wohnsitz mit dem von Salzburg zu vertauschen.“ Eine Folge dieser Initiative bildete 1967 der Beschluss des bis heute wegweisenden Salzburger Altstadterhaltungsgesetzes.

Sedlmayrs „Stadt ohne Landschaft. Salzburgs Schicksal morgen“, seine nächste Streitschrift, argumentierte gegen den Stadtentwicklungsplan 1970 und führte aufgrund der Flüsterpropaganda, trotz des Todschweigens durch die Stadtverantwortlichen und die meisten Zeitungen, zu etwas Unvorhergesehenem: „Es traten drei junge Männer hervor; ein Student der Architektur, ein Student der Rechtswissenschaft und ein junger Unternehmer. … Diesen dreien gesellte sich, aus London kommend, noch ein vierter: ein weiterer junger Jurist hinzu, der die dortigen ökologischen Bewegungen und die englische Städteplanung kennenglernt hatte.“ Damit entstand damals die „echte“ Bürgerliste. Letztendlich brachte deren Initiative mit tausenden Unterschriften und trotz des Widerstands der Bau- und Immobilienwirtschaft den Plan zu Fall, Salzburg-Süd zu verbauen, und die Gegend konnte als Landschaftsschutzgebiet etabliert werden.

 

Zitat: „Es muss klar gemacht werden: Trommelnde  Beatmusik hat in einem Mozartkonzert nichts verloren!“
„Unvernünftiges zu planen ist verzeihlich. Unvernünftiges zu bauen jedoch nicht mehr“ (Wilfried Posch).